Mit dem Begriff Helikopter-Eltern oder auch Curling-Eltern sind Eltern gemeint, die sich permanent in der Nähe ihres Kindes aufhalten, es in seinen Aktivitäten und seiner Freundeswahl überwachen und jeden Schaden von ihm fernzuhalten versuchen. Gleichzeitig versuchen sie ihrem Kind jeden Wunsch zu erfüllen, verbünden sich mit ihrem Nachwuchs und setzen sich konsequent für sein Wohlergehen ein. Das Verhalten der übertriebenen Fürsorge drückt sich in dem Begriff Überbehütung aus.
Trotz aller Wunscherfüllung und Sorge um das Wohlergehen des Nachwuchses stellen Helikopter-Eltern hohe Anforderungen an ihren Nachwuchs: Bildungs- und Leistungsdruck bestimmen den Alltag des Kindes. Oft folgen die Kinder einem engen Wochenstundenplan aus Schule, zusätzlichen Bildungsangeboten und mehreren Sportkursen, Musikunterricht oder sonstigen organisierten Freizeitangeboten. Leistungen in Schule, Sport und Hobbies werden als wichtiges Familienergebnis interpretiert. Dieser Förderwahn lässt den Kindern keine Zeit, ihre Umwelt spielerisch und in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu erkunden.
Da das Kind dauerhaft in den Mittelpunkt aller Geschehnisse gestellt wird, fehlt ihm die Orientierung an Vorbildern. Gleichzeitig werden ihm eigene Entscheidungen verwehrt: Das Trainieren selbständigen Denkens und Handelns unterbleibt. Durch das Erfüllen aller materiellen Wünsche – weitestgehend ohne Leistung – werden die Kinder anspruchsvoll und entwickeln überzogene Anforderungen an ihre Umwelt. Die Kinder fallen im Verlauf durch mangelnde, selbstgenerierte Leistungsbereitschaft, fehlende Problemlösefähigkeit und Kompromissunwiligkeit auf.
Laut dem Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff befindet sich immer mehr jugendlicher Nachwuchs von Helikopter-Eltern in Behandlungen wie Ergotherapie, Logopädie und Psychotherapie.
Eltern sollen ihr Kind nicht weiter als gleichberechtigten Partner behandeln und um es herum nicht weiter die wunschlos glückliche Welt organisieren, die ihnen selber nicht vergönnt ist. Stattdessen können sie ihren Kindern als authentische Vorbilder dienen, an denen der Nachwuchs den Umgang mit schwierigen Emotionen, Situationen und Konflikten lernen kann.
Ist die natürliche Hierarchie zwischen Eltern und Kind wieder hergestellt, haben Kinder wieder Vorbilder, zu denen sie aufschauen, an denen sie sich orientieren, denen sie nacheifern können. Das Kind steht nicht mehr ständig im Mittelpunkt und lernt zu kooperieren, Kompromisse einzugehen, eigene und fremde Emotionen einzuschätzen.
Von außen betrachtet, wirkt das Familienleben perfekt. Die Eltern besuchen jede Schulaufführung und jedes Fußballspiel ihrer Kinder. Sie kennen alle Freunde ihrer Kinder und die Berufe der Eltern. Wenn die Schulleistungen abfallen, organisieren sie Nachhilfe. Doch in ihrer Erziehungsarbeit konzentrieren sich Helikopter-Eltern auf das "Mikromanagement" der wechselnden Launen des Kindes - auf spontane Ängste und materielle Forderungen. Sie bügeln Fehler ihrer Kinder aus, bevor diese daraus lernen können. Gleichzeitig üben diese Eltern ungeheuren Bildungsdruck aus: Leistungen in der Schule und im Sport werden als wichtiges Familienerzeugnis interpretiert.
In Dänemark nennen wir sie Curling-Eltern, weil sie wie beim Eisstockschießen alle Hindernisse vor ihrem Kind aus dem Weg räumen. Sie ersparen ihren Söhnen und Töchtern sogar den Anblick eigener Trauer, etwa beim Tod der Großeltern. Solche Kinder wissen nichts über andere Menschen und nichts über sich selbst. Sie erfahren nie, dass andere Menschen auch Gefühle und Grenzen haben. Liebe heißt für sie, im Mittelpunkt zu stehen.
Hier finden Sie das ausführliche Interview mit Jesper Juul und seine Bücher Miteinander: Wie Empathie Kinder stark macht und Die kompetente Familie: Neue Wege in der Erziehung.
Die Eltern wollen Partner ihrer Kinder sein. Sie gestehen ihnen mehr Freiheiten und Rechte zu, als beide Seiten brauchen und ertragen. Sie erfüllen ihren Kindern ihre eigenen nicht erreichten Wünsche nach konfliktfreiem Miteinander, nach lustbetontem Alltag, nach Entspannung und Freiheit von Zwang.
Den Erwachsenen fehlt es an Orientierung und Anerkennung. Das Kind biete sich zur Kompensation an.
Eltern haben heute viel mehr Zeit für ihr ,Projekt Einzelkind' als früher, wo sie noch drei oder vier Kinder bekamen.
Bei Kindern von Helikopter-Eltern ist eine zunehmende Unselbstständigkeit zu beobachten, eine Hilflosigkeit gepaart mit hohen Ansprüchen. Denn die Kinder verlassen sich darauf, dass die Eltern alles für sie erledigen.
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von Martina Leibovici-Mühlberger: Ärztin für Psychosomatik, Leiterin der ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie, sowie Mutter von vier Kindern
veröffentlicht am 3. April 2016
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von Michael Schulte-Markwort: ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -pychosomatik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und des Altonaer Kinderkrankenhauses.
veröffentlicht am 1. März 2016
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von Josef Kraus: Präsident des deutschen Lehrerverbandes
veröffentlich 2013
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von Jesper Juul: dänischer Familientherapeut
veröffentlich 2013, Erstauflage 2010
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von Albert Wunsch: deutscher Erziehungswissenschaftler
veröffentlich 2013
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von Jesper Juul: dänischer Familientherapeut
veröffentlich 2012
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von Polly Young-Eisendrath
veröffentlich 2009
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von Michael Winterhoff: Deutscher Kinder- und Jugendpsychiater
veröffentlich 2009
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von Wendy Mogel: US-amerikanische Familientherapeutin, die den Begriff der Überbehütung prägte
veröffentlich 2001
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von tinkerbrain, Anke M. Leitzgen und Gesine Grotrian: Mutmachbuch mit 60 Mutproben für Kinder ab 9 Jahre, die alleine oder im Team mit den Eltern durchgeführt werden können und die Kinder spielerisch auf wichtige Gefahrensituationen vorbereiten
veröffentlicht März 2015
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